Libereco hat sich mit einem Brief an den Schweizer Aussenminister, Bundesrat Ignazio Cassis, gewandt und ihn darum gebeten, die Anerkennung von Hermann Alexander Beyeler als belarusischer Honorarkonsul in Luzern zu widerrufen. Aus Sicht von Libereco fügt Beyeler durch sein Auftreten, seine Äusserungen und seine Geschäfte dem Ansehen der Schweiz im In- und Ausland grossen Schaden zu. 

Beyeler besuchte Belarus im August 2023 und im Januar 2024 und trat dort wie ein Schatten-Aussenminister der Schweiz auf – immer begleitet und dokumentiert von belarusischen Staatsmedien. Dort wurde gegenüber der belarusischen Bevölkerung der Eindruck erweckt, es handele sich bei Beyeler um einen bedeutenden Besuch eines offiziellen Vertreters der Schweiz.

Die Schweiz hat die von der EU und zahlreichen anderen Staaten gegenüber Belarus verhängten Sanktionen vollumfänglich übernommen und setzt sich konsequent für die Freilassung der ca. 1500 politischen Gefangenen im Land ein. 

«Aus unserer Sicht stehen die öffentlichen Auftritte von Beyeler in Belarus im klaren Widerspruch zu den Schweizer Sanktionen, zu den menschenrechtlichen Forderungen der Schweiz an das belarusische Regime und zu den Zielen der Schweizer Aussenpolitik, die zur Achtung der Menschenrechte und zur Förderung der Demokratie beitragen sollen», erklärt Lars Bünger, Präsident von Libereco Schweiz. 

Gemäss einer aktuellen Recherche des Belarusian Investigative Center (BIC) nutzt Beyeler vermutlich seine Position als Honorarkonsul, um eigene Geschäftsinteressen in Belarus zu verfolgen. Seine Firma, die HAB Invest AG, wird seit 2023 mit einem Marktanteil von 13.5% mit Lieferungen von Endoprothesen nach Belarus beauftragt. Nach Recherchen des BIC spielte das Unternehmen von Beyeler bis 2022 keine Rolle bei der Versorgung mit medizinischen Implantaten in Belarus. 

Im Zuge einer staatlichen Repressionswelle im April 2022 wurden 35 Orthopäden in Belarus kurzzeitig verhaftet, woraufhin die Beschaffung von Endoprothesen zentralisiert wurde. Die spätere Auftragsvergabe an Beyelers Firma HAB Invest AG im Zuge der staatlich orchestrierten Zentralisierung des Bestellwesens kann den Eindruck erwecken, man habe ihn für seine loyalen Dienste für das belarusische Regime belohnen wollen (Tages-Anzeiger, 30.1.2024).

Im Brief von Libereco an Bundesrat Cassis heisst es u.a.: 

«Die Menschen in Belarus leiden unter den brutalen Repressionen des herrschenden Regimes, sie leben unter ständiger Überwachung der Sicherheitsbehörden und in ständiger Angst vor Verfolgung, Folter und Inhaftierung.

Als belarusischer Honorarkonsul in Luzern sollte Herr Beyeler die Interessen der belarusischen Bevölkerung und der belarusischen Diaspora in der Schweiz vertreten und sich ausserdem bei seinen Kontakten in Belarus für die gutschweizerischen Werte von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit einsetzen. Nichts von dem können wir in der Beobachtung der Ausübung seines Amtes als Honorarkonsul feststellen.

Er schadet hingegen den Zielen der Schweizer Aussenpolitik und konterkariert die Schweizer Sanktionen gegenüber Belarus.»

Mit einem Offenen Brief hatte Libereco bereits im August 2022 die drei belarusischen Honoralkonsuln in der Schweiz und Liechtenstein zum Rücktritt aufgefordert. Der belarusische Honorarkonsul in Liechtenstein erklärte daraufhin im Januar 2023 seinen Rücktritt. 

Weiterhin amtieren jedoch Hermann Alexander Beyeler in Luzern und SVP-Politiker Andrey Nazheskin in Fribourg als belarusische Honorarkonsule in Diensten des belarusischen Regimes von Machthaber Alexander Lukaschenko, das für schwerste Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist.