Um in Konfliktgebieten einen nachhaltigen Verständigungsprozess einzuleiten und verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen, braucht es Menschen vor Ort, die sich für gesellschaftlichen Dialog engagieren. Mit einem Trainings- und Mentoringprogramm unterstützen wir Jugendliche und Erwachsene aus dem Gebiet Lugansk dabei, Verständigung und Annäherung in eine mehrfach gespaltene und polarisierte lokale Gesellschaft zu bringen.
In polarisierten Gesellschaften ist es schwierig, sich für Dialog und Empathie zu engagieren – aber auch besonders notwendig. Unser Projekt zielt darauf ab, zivilgesellschaftlich interessierte Jugendliche und Erwachsene im Konfliktgebiet zu stärken und dabei zu unterstützen, Verständigung und Annäherung in eine von Wunden gezeichnete Gesellschaft zu bringen. Ihre Rolle in diesem Prozess ist zentral: Als Teil der lokalen Gesellschaft haben sie Einblick in Bedürfnisse und Konflikte, genießen mehr Vertrauen als Menschen „von außen“ und fungieren als Multiplikator*innen und Vorbilder.
Das Trainings- und Mentoringprogramm vermittelt Fähigkeiten, die engagierte Menschen brauchen, um sich effektiv und nachhaltig für gewaltfreie Kommunikation, Aufbau der Zivilgesellschaft und Wahrung der Menschenrechte einzusetzen. Es konzentriert sich auf das ressourcenarme und infrastrukturschwache Gebiet Lugansk, wo es nur wenig Zugang zu Unterstützungs- und Trainingsangeboten gibt.
Das Projekt besteht aus drei Bausteinen:
Baustein 1 – Weiterbildungen zu dialogorientierter Gruppenarbeit in Konfliktsituationen für Trainer*innen verschiedener ukrainischer Organisationen.
Internationale Expert*innen halten Workshops zu Soziodrama und Systemischem Konsensieren, zwei Methoden, die sich in der Gruppenarbeit in Konfliktsituationen bewährt haben, in der Ukraine aber noch wenig bekannt sind.
Baustein 2 – Trainingseinheiten für zivilgesellschaftlich interessierte Jugendliche und Erwachsene, die in fünf lokalen Zentren entlang der Konfliktlinie (Popasna, Sewerodonezk, Schastia, Staniza Luhanska, Zolote).
Durch die Nähe zu den Lebensräumen der Menschen erhöhen wir die Zugänglichkeit des Programms gerade für Jugendliche, Menschen mit Familie und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Das erste Training unterstützt beim Aufbau von Strukturen, Netzwerken und Fähigkeiten, um Plattformen des Dialogs zu schaffen. Das zweite Training zielt auf die Stärkung innerer und äußerer Ressourcen als Voraussetzung für Dialog ab. Im Zentrum des dritten Trainings stehen Methoden der Kommunikation und Verständigung über soziale, politische und Meinungsgrenzen hinweg. Für Jugendliche gibt es in jeder Stadt zwei Trainings, in denen die oben genannten Inhalte gestrafft und zielgruppengerecht vermittelt werden. Ziel aller Trainings ist die Überwindung von Stereotypen und Ängsten, die Reflexion der eigenen Wahrnehmung und die bewusste Gestaltung von Kommunikation.
Baustein 3 – Ein Mentoringprogramm, welches Trainingsinhalte aufgreift, die Anwendbarkeit in der Praxis thematisiert und die TN über die Trainings hinaus begleitet.
An die Trainings schließen sich regelmäßige Gruppen- und Einzelmentorings an. Dort ist Raum um über alltägliche Erfahrungen im Spannungsfeld von Dialog- und Konfliktbereitschaft und Verbesserungsmöglichkeiten im Kontext der Trainingsinhalte zu sprechen. Beide Formen des Mentorings helfen den Teilnehmenden, die Trainingsinhalte umzusetzen, Barrieren des Dialogs zu identifizieren und gemeinsam mit anderen nach Lösungsansätzen zu suchen. Gleichzeitig bietet es den TN die Möglichkeit, zu lernen, sich gegenseitig Mentor*in und Mentee zu sein.
Auf der Basis der Dokumentation der Trainings und Mentorings entsteht ein Bericht, der Einblicke in Probleme und Bedürfnisse der Bevölkerung und der Zivilgesellschaft im Konfliktgebiet über einen mehrmonatigen Zeitraum hinweg gewährt. Dieser Bericht informiert über die Lage der Zivilgesellschaft im Gebiet Luhansk und kann NGOs bei der Gestaltung und präzisen Bedarfsanpassung zukünftiger Projekte dienen.