Evakuierung einer Zivilistin aus der Region Charkiw, Mai 2024 (Bild: DSNS).

Russische Truppen greifen Charkiw im Nordosten der Ukraine an, eine neue Front entlang der Grenze ist im Entstehen. Mehrere Mitarbeitende von Libereco waren bis vor Kurzem vor Ort und geben Einblick in die derzeitige Situation.

Bodenoffensive auf Charkiw: Die Situation vor Ort

Seit Mitte April steht Charkiw unter russischem Dauerbeschuss. Selbst während des orthodoxen Osterfestes Anfang Mai gab es keine Feuerpause. Immer wieder ist in der zweitgrößten Stadt der Ukraine die Stromversorgung und Telekommunikation unterbrochen. Selbst Krankenhäuser, Schulen und Hotels in der Innenstadt werden angegriffen.

Am 10. Mai hat schließlich Russlands Bodenoffensive gegen die Region Charkiw begonnen. Besonders prekär ist die Lage in Dörfern und Siedlungen nahe der russischen Grenze. Von hier wurden innerhalb der ersten 24 Stunden mehr als 1.700 Menschen evakuiert. Mittlerweile mussten bereits über 7.000 Menschen ihr Zuhause verlassen (Stand: 14. Mai 2024).

Besondere Sorgen bereitet uns die Entwicklung um die Kleinstadt Lypzi. Der Ort ist nur 23 Kilometer von den Randbezirken Charkiws entfernt. Gelingt den russischen Truppen ein Durchbruch bis Lypzi, kann von dort Charkiw mit Artillerie beschossen werden. Dies würde zu weitreichender Zerstörung, zahlreichen Todesopfern und weiteren Fluchtbewegungen führen.  Auch unser Kinderzentrum müsste dann vorerst seine Arbeit einstellen. Wir stehen deshalb im täglichen Austausch mit unseren lokalen Partnerorganisationen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Dringender Spendenaufruf: Unterstützen Sie die Menschen in Charkiw

Unsere Partner verbleiben so lange wie möglich in der Stadt, um die humanitäre und medizinische Versorgung der Menschen fortzuführen. Um diese flexible und rasche Hilfe aufrechtzuerhalten und bei Bedarf weiter auszubauen, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir sind dankbar für jede Unterstützung, sei es von Einzelpersonen, Schulen, Unternehmen, Kirchengemeinden oder Vereinen.





Die mobile Ambulanz von X-Traverse stellt die medizinische Versorgung für Dörfer rund um die Stadt Kupjansk sicher.

Direkte Hilfe vor Ort: Erste Hilfe, medizinische Versorgung und Nahrungsmittel

Wir haben unsere Unterstützung für die Menschen in Charkiw in den zurückliegenden Wochen stark ausgebaut. Unsere Partnerorganisationen in Charkiw haben wir mit zusätzlicher Schutzausrüstung ausgestattet und die Vorräte an medizinischen Hilfsgütern aufgestockt.

Verteilung humanitärer Hilfsgüter in Umland Charkiws, Mai 2024.

Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation WBWU haben wir einen Notfallservice eingerichtet. Dieser wird jeweils nach Beschuss aktiviert. Das Team ist teilweise mehrmals täglich im Einsatz, um Opfer von Beschuss mit warmen Getränken, Verpflegung und dem Nötigsten zu versorgen. Außerdem erhalten Binnengeflüchtete sowie Bewohner*innen abgelegener Dörfer Nahrungsmittel und Hygieneprodukte.

Das „Mama-Mobil unseres Partners DVR bietet alleinerziehenden Müttern flexible und bedarfsgerechte humanitäre Hilfe. Mütter können ihren Unterstützungsbedarf niederschwellig über Instagram mitteilen. Unser Partner stellt daraufhin die benötigten Güter individuell zusammen und liefert sie mit dem Mama-Mobil direkt in die Wohngebiete.

Gemeinsam mit unserem Partner X-Traverse stellen wir die medizinische Versorgung für Dörfer rund um die Stadt Kupjansk sicher. Das medizinisch ausgebildete Team wird zudem bei medizinischen Notfall-Evakuierungen eingesetzt. Die Organisation Aid 46 schließlich unterstützen wir dabei, Erste-Hilfe-Kurse für die Zivilbevölkerung durchzuführen und damit ein breites Netzwerk an Ersthelfer*innen aufzubauen.