Noch immer werben zahlreiche westliche Konzerne im belarusischen Staatsfernsehen, dem Sprachrohr des Lukaschenko-Regimes. Dadurch finanzieren westliche Firmen die staatliche Propagandamaschinerie massgeblich mit. Dies ist aus verschiedenen Gründen höchst problematisch.

Seit dem Sommer 2020 wurden in Belarus mehr als 40.000 Menschen aus politischen Gründen verhaftet. Tausende von ihnen wurden gefoltert oder misshandelt. Mehrere Regimegegner:innen wurden Berichten zufolge getötet. Belarusische Menschenrechtsorganisationen haben derzeit 900 Inhaftierte als politische Gefangene anerkannt.

All diese Menschenrechtsverletzungen werden in den belarusischen Staatsmedien, die durch Werbung westlicher Unternehmen wie Henkel, Sandoz oder Mars mitfinanziert werden, verschwiegen. Darüber hinaus verbreitet das staatliche Fernsehen bewusst Desinformationen, zum Beispiel über die Lage der Geflüchteten an der belarusisch-polnischen Grenze. Die staatlichen Medien sind überdies an Kampagnen gegen Regimekritiker:innen beteiligt. Politische Gefangene werden vor der Kamera vorgeführt und zu Geständnissen gezwungen.

Eine Sendung des staatlich kontrollierten Fernsehsenders CTV beteiligt sich besonders explizit an den Kampagnen gegen Regimekritiker:innen: CTV zeigt jeden Sonntagabend eine Sendung mit dem Titel „Der Orden des Judas“. Die Sendung richtet sich gegen bekannte Belarus:innen, die sich gegen die manipulierten Wahlen oder das Regime ausgesprochen haben. Die Sendung, moderiert von Grigoriy Azarenok, folgt der Rhetorik Lukaschenkos: Azarenok bezeichnet die gezeigten Personen als „Regimeverräter“ und bedient sich einer erniedrigenden und entmenschlichenden Sprache. Die von der Meinung der herrschenden Regimes abweichenden Belarus:innen werden als „abscheuliche Reptilien“, „Abscheulichkeiten der menschlichen Rasse“, „unmenschlich“, „Parasiten und Faulenzer“, „Makaken“, „Ratten“, „Quallen“ oder „leichenblasse Hexen“ bezeichnet.1

Die Sendung „Der Orden des Judas“ beinhaltet hinaus implizite Drohungen, indem Fotos der diskutierten Personen in Kombination mit einem Strick gezeigt werden.2 Diese impliziten Todesdrohungen werden zur Hauptsendezeit im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt und von Werbungen westlicher Konzerne umfasst. Libereco fordert daher alle Firmen dazu auf, ihre Werbung im belarusischen Staatsfernsehen umgehend zu stoppen und sich nicht länger an den gravierenden Menschenrechtsverletzungen des Lukaschenko-Regimes mitschuldig zu machen.

1 EUvsDisInfo: Disinformation Fuels Hate on Belarusian TV, 18 June 2021.
2 Im Herbst 2021 hat die Sendung die Schlinge durch eine Schlange ersetzt, die sich selbst in den Schwanz beißt, auch bekannt als Ouroboros.