In einem Offenen Brief an den UEFA-Präsidenten Aleksander Čeferin fordern 30 National- und Ständeräte aus 13 Kantonen die UEFA dazu auf, Belarus von der Fussball-EM 2024 auszuschliessen.

Der Offene Brief geht auf eine gemeinsame Initiative der Nationalrät*innen Nicolas Walder (Grüne, Genf), Fabian Molina (SP, Zürich) und Katharina Prelicz-Huber (Grüne, Zürich) zurück. Zuvor wurde am Mittwoch, 15. März auf Initiative des polnischen Abgeordneten und früheren Profi-Fussballspielers Tomasz Frankowski ein weiterer Offener Brief von mehr als 100 Abgeordneten des Europäischen Parlaments an die UEFA veröffentlicht, der ebenfalls den EM-Ausschluss von Belarus fordert.

Zuvor hatten Libereco und Campax unter dem Motto „Rote Karte für Menschenrechtsfeinde und Kriegstreiber!“ eine gemeinsame Kampagne lanciert, um von der UEFA den EM-Ausschluss von Belarus zu fordern. Diese Forderung der beiden Schweizer NGOs wird durch die Offenen Briefe von Abgeordneten aus der Schweiz und der Europäischen Union nun eindrücklich unterstützt.

EM-Qualifikationsspiel Schweiz-Belarus am 25. März 2023

Im Offenen Brief heisst es: „Dass die Schweizer Nationalmannschaft in einem EM-Qualifikationsspiel gegen die Mannschaft eines Landes antreten soll, das für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist und den russischen Angriffskrieg in der Ukraine unterstützt, können wir nicht stillschweigend hinnehmen.”

Während die UEFA Russland von allen Wettbewerben ausgeschlossen habe, dürfe Belarus weiterhin teilhaben, so Lars Bünger, Präsident von Libereco Schweiz. Dieser Entscheid stehe im Widerspruch zum Beschluss des Internationalen Olympischen Komitees, das Belarus und Russland gleichermassen von allen Wettkämpfen ausgeschlossen hat. Ausserdem verstosse die UEFA gegen ihr eigenes „Human Rights Commitment“ aus dem Jahr 2021, mit dem sich der Europäische Fussballverband zur Achtung und Förderung der Menschenrechte in allen Bereichen des Fussballs verpflichtet hat.

Nicolas Walder, Genfer Nationalrat (Grüne), erklärt zur Veröffentlichung des Offenen Briefs: „Der Friedensnobelpreisträger 2022, Ales Bjaljazki, wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und ist damit nur einer von über 1400 Demokratieaktivist:innen, die vom Lukaschenko-Regime willkürlich inhaftiert wurden. Unter diesen Umständen sollte die UEFA der Diktatur in Belarus kein ehrenhaftes Schaufenster bieten und das Land von der EM 2024 ausschliessen.”

Offener Brief an UEFA-Präsident Aleksander Čeferin

Sehr geehrter Herr Čeferin

Die Männer-Nationalmannschaft der Schweiz wurde für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2024 zusammen mit Andorra, Israel, Kosovo und Rumänien in eine Qualifikationsgruppe mit Belarus gelost.

Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die UEFA Russland von allen Wettbewerben ausgeschlossen. Gegenüber Belarus wurden trotz der direkten Unterstützung Russlands durch das Regime des belarusischen Diktators Alexander Lukaschenko jedoch nur halbherzige Strafmassnahmen durch die UEFA verhängt. Belarus soll die Heimspiele der EM-Qualifikation demnach auf neutralem Boden und ohne Publikum austragen.

Dieser Entscheid der UEFA steht in Widerspruch zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees. Das IOK hat sowohl Russland als auch Belarus in Folge des Angriffskriegs gegen die Ukraine von den Olympischen Spielen 2024 ausgeschlossen.

Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass es sich bei Belarus um einen Komplizen Russlands handelt, denn Belarus stellt Russland Aufmarschgebiet und Stützpunkte für Angriffe auf die benachbarte Ukraine zur Verfügung. 

Wir unterstützen diese klare Haltung des IOK und fordern Sie dazu auf, diesem Beispiel zu folgen und Belarus auch seitens der UEFA von allen Wettbewerben auszuschliessen.

Darüber hinaus sind in Belarus gemäss Berichten belarusischer und schweizer Menschenrechtsorganisationen derzeit mehr als 1400 Menschen aus politischen Gründen unschuldig inhaftiert.

Unter den politischen Gefangenen befindet sich der führende belarusische Menschenrechtsaktivist Ales Bialiatski, der mit dem Friedensnobelpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Er wurde am 3. März 2023 zu einer drakonischen Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt.

Die UEFA hat sich in ihrem „Human Rights Commitment“ im Jahr 2021 zur Achtung und Förderung der Menschenrechte in allen Bereichen des Fussballs verpflichtet. Diesbezüglich erwarten wir von Ihnen, dass die UEFA die Inhaftierung von mehr als 1400 politischen Gefangenen in Belarus nicht länger ignoriert und sich an die selbst auferlegten menschenrechtlichen Verpflichtungen hält. Die UEFA darf ihre Augen vor den Verbrechen des Lukaschenko-Regimes nicht verschliessen.

Dass die Schweizer Nationalmannschaft in einem EM-Qualifikationsspiel gegen die Mannschaft eines Landes antreten soll, das für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt, können wir nicht stillschweigend hinnehmen. 

Wir möchten Sie mit Nachdruck dazu auffordern, Belarus unverzüglich von allen Wettbewerben der UEFA und insbesondere von der Fussball-EM 2024 auszuschliessen. 

Das für den 25. März 2023 terminierte Spiel der Schweiz gegen Belarus auf serbischem Boden darf nicht stattfinden, während gleichzeitig mehr als 1400 politische Gefangene in Belarus inhaftiert sind und das Land den Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.

Bitte setzen Sie mit der UEFA ein deutliches Zeichen für die Achtung der Menschenrechte und gegen den Angriffskrieg auf die Ukraine - schliessen Sie Belarus von allen Wettbewerben und der Fussball-EM 2024 aus!


Hochachtungsvoll,

Nicolas Walder, Nationalrat, Genf
Fabian Molina, Nationalrat, Zürich
Katharina Prelicz-Huber, Nationalrat, Zürich
Christine Badertscher, Nationalrat, Bern
Christophe Clivaz, Nationalrat, Wallis
Brigitte Crottaz, Nationalrat, Waadt
Laurence Fehlmann Rielle, Nationalrat, Genf
Fabien Fivaz, Nationalrat, Neuenburg
Claudia Friedl, Nationalrat, St. Gallen
Tamara Funiciello, Nationalrat, Bern
Corina Gredig, Nationalrat, Zürich
Nik Gugger, Nationalrat, Zürich
Barbara Gysi, Nationalrat, St. Gallen
Eva Herzog, Ständerat, Basel-Stadt
Natalie Imboden, Nationalrat, Bern
Marc Jost, Nationalrat, Bern
Min Li Marti, Nationalrat, Zürich
Raphaël Mahaim, Nationalrat, Waadt
Lisa Mazzone, Ständerat, Genf
Mattea Meyer, Nationalrat, Zürich
Martina Munz, Nationalrat, Schaffhausen
Valérie Piller Carrard, Nationalrat, Freiburg
Stéfanie Prezioso, Nationalrat, Genf
Jon Pult, Nationalrat, Graubünden
Franziska Ryser, Nationalrat, St. Gallen
Priska Seiler Graf, Nationalrat, Zürich
Lilian Studer, Nationalrat, Aargau
Cédric Wermuth, Nationalrat, Aargau
Felix Wettstein, Nationalrat, Solothurn
Céline Widmer, Nationalrat, Zürich