Vor dem EM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Belarus am Samstag, 25. März, haben Campax und Libereco am Freitag vor dem Sitz der UEFA in Nyon demonstriert.
Hintergrund ist die Forderung der beiden Nichtregierungsorganisationen an die UEFA, Belarus von der EM 2024 auszuschliessen. Eine diesbezügliche Petition wurde von mehr als 17’500 Menschen unterzeichnet und am Freitag vor Ort in Nyon an einen Vertreter der UEFA übergeben. Die Frage der EM-Teilnahme von Belarus könnte Medienberichten zufolge bereits am 4. April vom UEFA-Exekutivkomitee diskutiert werden.
In den vergangenen Tagen haben sich 30 National- und Ständeräte aus der Schweiz, 46 Abgeordnete des Deutschen Bundestags und mehr als 100 Mitglieder des Europäischen Parlaments mit Offenen Briefen an die UEFA gewandt, um ebenfalls den EM-Ausschluss von Belarus zu fordern.
Massive Repression in Belarus
Unter den politischen Gefangenen in Belarus ist auch Ales Bialiatski, der Friedensnobelpreisträger 2022, der Anfang März zu 10 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihar Losik, einer der politischen Gefangenen in Belarus, hat in purer Verzweiflung diese Woche einen Selbstmordversuch begangen. Er ist seit Juni 2020 inhaftiert und wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Ehefrau Darya Losik wurde wegen ihres Engagements für seine Freilassung im Oktober 2022 festgenommen und zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das gemeinsame Kind der beiden ist nun in der Obhut der Grossmutter.
«Belarus ist für die Schweiz kein Gegner wie jeder andere. Das Regime von Diktator Lukaschenko ist für die Inhaftierung von mehr als 1400 unschuldigen Menschen verantwortlich und unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Schweizerische Fussballverband könnte am Samstag ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Belarus setzen und einen etwaigen Sieg z.B. dem Friedensnobelpreisträger Ales Bialiatski widmen.» erklärt Lars Bünger, Präsident von Libereco.
Staatlicher Einfluss auf den belarusischen Fussball
Von den staatlichen Repressionen betroffen sind auch Fussballspieler, Schiedsrichter und Trainer. Zwei junge Kinderfussballtrainer und mehrere Aktivisten der Fussball-Fanszene sind unter den politischen Gefangenen. Spiele der belarusischen Liga werden auf staatliche Anordnung hin manipuliert. Der Fussballclub Krumkachy Minsk ist Opfer staatlicher Repressionen. Regimekritische Fussballspieler stehen auf Schwarzen Listen. Man droht ihnen mit der Entlassung, wenn sie keine regimetreuen Erklärungen abgeben.
Wie sich zuletzt an seiner Mitgliedversammlung in dieser Woche zeigte, ist der Belarusische Fussballverband staatlich kontrolliert und absolut regimetreu. Auf dem Sitzungspodium sassen Viktor Lukaschenko, der Sohn von Diktator Lukaschenko, sowie der für Repressionen verantwortliche Sportminister Sergei Kowaltschuk einträchtig neben Abgesandten von FIFA und UEFA. Heidi Beha (FIFA, Deutschland) und Jozef Kliment (UEFA, Slowakei) übermittelten Grussbotschaften ihrer Verbände, die offenbar ihre Augen vor der fehlenden Unabhängigkeit des Belarusischen Fussballverbandes verschliessen.